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Unsinn?

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Wo fange ich an?
Es ist so viel passiert. Ich kann ja nicht alles auf einmal beschreiben..

Das akut Bedeutungsschwerste also heute vielleicht zu Beginn.
Ich habe nämlich heute zwei Leitz-Ordner Master-Studiumhinter mir gelassen und insbesondere einen 6cm hohen Stapel Lernstoff absolviert und klopfe mir daher kräftig selbst auf die Schulter.
Nach der teils dramatischen Anspannung der letzten Wochen, die mittlerweile schon somatische Symptomstärke angenommen hatte, war mein restlicher Tag dem Entspannen, Ausspannen und Treiben lassen gewidmet. Überraschender Besuch mit Kuchen kam vorbei und modellierte diesen Tag meiner letzten Uni-Prüfung vor der M.A.-Arbeit fast feierlich zu einem Tag der Wendung. Des Rückblicks auf zwei Jahre Masterstudium, eine erfolgreiche Studienbilanz und der Gewissheit: Engel kommen, wenn und als was man sie am allerwenigsten erwartet.
In meiner Abschlussprüfung setzte ich mich mit dem Thema „Tod und Sterben“ auseinander und der Frage nach der Sinnhaftigkeit in der Existenzkrise. In einem spannenden Fachbuch namens „Existenzielle Psychotherapie“ nach Irvin Yalom fand ich viele Antworten auf nie gestellte Fragen. Zum Beispiel, dass Sinnkrisen Neurosen zu heilen imstande sind. Da sie das Existenzial des Menschen in Frage stellen und die Relation von Mensch und belebter Umwelt auf den Kopf stellen. Dass der Sinn im Menschen dadurch aufgebaut werden kann, indem er sich ins Engagement begibt. Und dass nur die wahrhaftig erfahrene Gefahr des eigenen Lebens eine derart tiefe Wandlung herbeizuführen vermag, zu der man kognitiv oder imaginär nie imstande wäre, da derlei Ängste von der Persönlichkeit als zu bedrohlich deklariert und versteckt werden.
Die Konsequenz, die sich aus dieser Erfahrung ergibt kann negativ oder positiv bewertet werden. Eine typische Glas halbvoll/halbleer-Problematik.
Ich habe mich für einen positiven Weg entscheiden. Auch wenn mein Weg sicherlich über mehr Abgründe, Hängebrücken und durch die Tiefen eines Urwalds führt, wird am Ende eine sonnige Lichtung zum Ausruhen auf mich warten.
Ich bin den anderen Weg nie gegangen. Dennoch glaube ich, dass er mich nicht über Abgründe und durch tiefes Geröll geführt hätte – Nicht durch den Dschungel, nicht über Hängebrücken – Dafür ohne Blumen. Ohne Schatten. Licht.

Der ehemalige amerikanische Senator Richard Neuberger erkennt im Angesicht seines nahenden Todes, die Chancen auf eine lebendige, wahrhaftige Begegnung mit dem Leben oftmals nicht ergriffen zu haben: „Zum ersten Mal begriff ich, dass ich sterblich bin“.
Ich vermute, diese Ansicht hat ihn im Inneren sehr friedlich gestimmt – Er konnte aufhören gegen eine übermächtige Tatsache anzukämpfen, vor der sich die Mehrzahl unserer Bevölkerung zu schützen versucht. Vielleicht war ein Großteil seinen Gelegenheiten verstrichen, doch für die kleinen guten Dinge des Lebens fand er hoffentlich noch Zeit. Kontextbezogen finde ich es richtig, Überlebenssinn zu Hegen und zu Pflegen, wo es nur geht- bis in die letzte Minute hinein,. Wenn´s sein muss. Doch „ohne Sinn“ und Verstand am Leben zu klammern wie ein ängstliches Äfflein ist in meinen Augen eine unbefriedigende Verschwendung von ohnehin schon reduzierter Lebenszeit.
Raus zu gehen, seine Fähigkeiten, Gaben und Segnungen einzusetzen – die Menschen damit zu beschenken. Nichts zu erwarten und dabei Sinn und Zufriedenheit zu empfinden. Ohne Entbehrungen – das wäre in meinen Augen das große sinnhafte Ideal meines Daseins.
Und damit komme ich zum Schluss dieses akademischen Exkurses, denn Irving Yalom sagte auch: Die größte Sinnkrise entsteht aus der Erkenntnis, seinen Lebenssinn bereits erfüllt und belebt zu haben.
Da mein Sinn ein Ideal ist, das ich persönlich also niemals erreichen kann, bin ich trotzdem froh etwas gefunden zu haben, das meinem Dasein einen roten Faden verleiht.

„Jedes Leben hat sein Maß an Leid. Manchmal bewirkt eben dieses unser Erwachen“. (Buddha)

Eine weitere Entdeckung der vergangenen Wochen, um nun ein profaneres Thema anzuschneiden, sind Chia-Samen.
Die munteren Heilsamen der Maya, mit denen sie aufgrund ihres hohen Nährstoffgehalts angeblich einen Tag lang ohne Nahrung durch den Urwald rennen konnten, sind mein neues Lieblings-Nahrungsergänzungsmittel. Die einen nehmen es zum Abnehmen, die anderen zur Regulation ihres Insulins oder Cholesterinspiegels. Ich verwende es zur Regulation meiner Verdauung, die durch die giftige Medikation manchmal ganz aus dem Häuschen gerät. Seit ich jeden Morgen Chia-Samen konsumiere hat sich dieses Problem rasch erledigt. Der hohe Nährstoffgehalt spricht Bände; und noch sind die kleinen Keime noch nicht in aller Munde und verhältnismäßig günstig (250g für 5,15€ in unserer Bio-Kooperative).
Menschen mit hoher mundsensorischer Empfindsamkeit und einer Abneigung zu „schleimig“ rate ich jedoch zur Vorsicht, da Chia-Samen beim Aufweichen eine polysaccharide Ummantelung ausbilden (wie in Tomatenkernen) und entsprechend wabbelig sind. Im Müsli oder Orangensaft tritt dieses Phänomen allerdings in den Hintergrund.

Es ist mal wieder spät geworden. Ich schließe diesen Eintrag mit einen berührenden (wie ich finde) Remake von „Call on me“ von Eric Prydz (Achtung-in den Augen mancher möglicherweiserechts sexistisch- daher besser die Augenbinde parat halten 😉 )
Original:

Remake:
http://www.dailymotion.com/video/x25o3e8_cancer-patients-remake-eric-prydz-s-sexy-call-on-me-music-video_sport
Ich mag die Message, die mir mitteilt: Auch Frauen mit Krebs können sexy, sportlich und fit sein.

Und zur Versöhnung noch ein nettes Liedchen zum trällern, während ihr euch auf zu eurer Sinnsuche macht – Travel safe!
„And, yes, it is true, death is everyone’s fate – But we’ve made it this far, it’s time to celebrate“
Zero7-Waiting to die

Namaste